Schadbild
Kartoffeln. Phytophthora infestans. Bei der Kraut- und Braunfäule rollen sich die Blätter, es entstehen graugrüne, dann braune Flecken an Blättern und Stängeln, vom Rande ausgehend. Wenn der Regen die Pilze in den Boden schwemmt, entstehen eingesunkene Stellen an den Knollen (darunter rötlich-braunes Fleisch). Blattunterseite weißlicher Schimmelrasen. Bei feuchtem Wetter faulen die Blätter, bei trockenem vertrocknen sie. Schnelle Verbreitung bei feuchtwarmer Witterung, vor allem ab Juni/Juli bei Temperaturen von 18 - 23°, auch an den Früchten von Tomaten, Auberginen und Paprika sowie an der im Kübel gehaltenen Kamelie. Der Pilz ist identisch. Der sich neuerdings auch geschlechtlich vermehrende Pilz verfrüht die Erstinfektion. Infektion auch durch krankes Saatgut und Ernterückstände oder durch Berührung mit krankem Laub. Im Lager werden die Knollen faul, innen braun, außen grau, die Schale ist eingedellt. - Nicht verwechseln mit Kalimangel.
Tomaten. Phytophthora infestans. Falscher Mehltau. Mehrere Pilzrassen. Siehe auch Kartoffeln (Kraut- und Knollenfäule). - Der Pilz dringt durch die Spaltöffnungen oder auch durch Wunden (Ausgeizen!) in die Pflanzen ein. Meistens werden anfänglich die unteren Blätter von der Spitze oder vom Rand her braunfleckig oder auch die Triebspitze; der infizierte Stängel ist erst olivgrün, dann wird er braun. Vergrößert sich die Infektion, knickt der Stängel um, der Pilz zerstört aber nach unten fortwandernd alle Leitungsbahnen. Verfärbung an allen Pflanzenteilen, graue und schwarze Flecke, eingesunken. Unterseite weißlicher Belag bei warmer Witterung. Blätter vertrocknen bei Trockenheit oder verfaulen bei Feuchtigkeit. Früchte haben zunächst harte, glasig-helle Flecken, sind missfarbig, werden braun, faulen. Dann platzen sie auf und fallen auf die Erde. Kleine Tomaten verhärten und werden zu Fruchtmumien. Der Pilz wandert dann aber meistens in den Stängel. Fleischtomaten werden oft vom Stielansatz her befallen. - Schon nach kurzer Zeit bilden die eingedrungenen Pilze ihrerseits neue Sporen, die den Befallsdruck weiter erhöhen. Das Myzel überwintert an Pflanzenrückständen. Teilweise werden auch Oosporen in harten Kapseln ausgebildet, die im Boden oder an den Stäben jahrelang überdauern. Übertragung durch Gartengeräte, Kompost, Pflanzenreste an den Stäben, Wasserspritzer vom Boden, Wind; hauptsächlich aber durch Frühkartoffeln oder im Boden verbliebene Kartoffelknollen aus dem Vorjahr. Der Pilz wächst an den Trieben hoch und verteilt seine Sporen manchmal schon im Frühsommer. Feuchtes Wetter oder hohe Luftfeuchte (Regen, Taubildung, Nebel) fördern den Befall bei Temperaturen von 13 - 18° erheblich. Der Pilz kann nur dann in die Pflanze eindringen, wenn sie feucht ist. Innerhalb 7 Stunden keimen die Sporen. Dagegen halten sich die Sporen bei trockener, heißer Luft nur wenige Stunden, dann sterben sie ab. Deshalb ist die Infektion durch diesen Algenpilz beim gewerbsmäßigen Anbau in beheizten Gewächshäusern kaum ein Thema, wohl aber in den meistens unbeheizten der Privatgärtner. Beginn des Befalls meistens ab E 7, manchmal sogar ab 5/6, oft von infizierten Frühkartoffeln oder im Boden verbliebenen Kartoffelknollen aus dem Vorjahr ausgehend. Übertragung von Kartoffeln aber nur auf die Früchte der Tomate möglich. - Buschtomaten werden häufiger Opfer wegen ihres buschigen Wuchses, weshalb sie später abtrocknen. - Befallene Früchte sind zum Verzehr ungeeignet, weil die Tomate giftige Abwehrstoffe (Phytoalexine) bildet. Der Pilz kann durch Samen nicht übertragen werden. Sind die Schäden nicht allzu groß und bessert sich das Wetter, können sich die Pflanzen erholen. Die Infektionsstellen werden von gesundem Gewebe überwachsen. - Andere Nachtschattengewächse wie Auberginen, Kartoffeln, Paprika, Peperoni und auch die Kamelie im Kübel werden ebenfalls befallen.
Vorbeugung
Kartoffeln.
Knollen vor der Aussaat 15 Minuten in Schachtelhalmbrühe tauchen. Viermal stäuben mit Algenkalk oder Gesteinsmehl, ab Mitte Mai für Früh-, ab Juni für Spätkartoffeln im Wochenabstand direkt auf das Kraut. Spritzen mit Knoblauch- oder Zwiebelschalentee im gleichen Abstand. Frisch geerntete Kartoffeln, die im nächsten Jahr als Saatkartoffeln verwendet werden sollen, 8 Tage lang durch Sonnenbestrahlung immunisieren (Solanin). Mulchen der Zwischenräume, dadurch haben die Blätter keinen direkten Erdkontakt mehr und Regenspritzer benetzen sie nicht.
Anfällige Sorten (Bintje) vermeiden. Besser: Christa, Cosima, Datura, Dèsirèe, Granula, Hertha, Juliver, Matilda, Miriam, Nicola, Ostara, Panda, Roxy, Sirtema.
Weitgehend immun gegen Krautfäule und Braunfäule sind Fortuna (f), Dunja (mf), Aula, Datura (msp). Gegen Krautfäule sind weitgehend immun: Birgit (f), gegen Braunfäule Atica (fr) und Charlotte (mfr.) Baumaux. Sehr stark anfällig sind dagegen Atica (fr. Krautfäule) und Clivia (mf., Braunfäule).
Tomaten und Kartoffeln weit auseinander anbauen, ebenso Früh- und Spätkartoffeln. Befallenes Kraut herausreissen und die Kartoffeln erst nach drei Wochen ernten. Sie haben dann robustere Schalen. Nach der Ernte Kartoffelkraut restlos vernichten, die Krautfäule kann ohne lebendes Gewebe nicht überleben, allenfalls 3 Wochen. Lässt man die Kartoffeln nach der Ernte einige Zeit auf dem Boden liegen, kann man die befallenen Knollen aussortieren.- Brennesselbrühe oder Algenextrakte spritzen. Mit Magermilch oder Schachtelhalmtee wöchentlich spritzen. Rhabarbertee verzögert die Infektion. Hanf als Zwischenfrucht soll abwehren. Bohnen und Sellerie als Mischkultur. Moosextrakt. Myco-Sin. Ulmasud B. Neudovital spritzen. ENVIRepel. Lebermooser. In SPS-Lösung legen, 20 - 30 Minuten. Windoffenen Standort wählen mit den Reihen in Richtung West/Ost. Frühkartoffeln vorkeimen. Nicht überdüngen, vor allem nicht mit Stickstoff. Stattdessen Brennesseljauche mit Beinwelljauche mischen und damit gießen. Jährlich Anbaubeete wechseln. Nur bei trockenem Wetter ernten und auch nicht bei kühlem Wetter. Kartoffeln nicht waschen vor der Einlagerung und immer im Dunkeln lagern.
Tomaten.
Spritzungen mit ENVIRepel. Biofa, Myco-Sin. Pilzvorsorge hemmt die Ausbreitung. Oscorna-Pilzvorbeuge. Stäuben mit Algenkalk. Knoblauchtee. Pflanzen gegen Regen schützen, dann kommt die Braunfäule so gut wie nicht vor. Aber in Gewächshäusern immer wieder lüften, wenn es möglich ist. Nur sonnige Lagen wählen. Bei tiefgründigem Boden nicht wässern, nur einmal gründlich organisch düngen, wässern und Boden dick mit Grasmulch bedecken.
Tomaten eintriebig ziehen, sofort ausgeizen. Vollkommen resistente, samenfeste Sorten gibt es nicht. Die 'resistenten' Sorten werden um etwa 10 - 14 Tage später befallen. Auch die Behandlung mit Stärkungsmitteln ist bei Dauerregen und feuchtkühler Luft vergeblich. Die kleinfrüchtigen Sorten haben oft die beste Resistenz. Black Plum, Cantatos, Celsior, Concorde F1 (Ahrens & Sieberz), De Berao + Lämpchen + Phytoresista Nr.1+ Resista + Teardrop (Privates Samenarchiv Bohl), Quadro (tolerant, Bingenheimer), Sweet-Cherry-F1-Hybride, Meran und Estrella sind ziemlich resistent. Maestra F 1 (Pötschke) ist 'unempfindlich'. Vitella F 1 (Green & Easy, Kiepenkerl, N&G, Pötschke, Baldur) ist von Natur aus tolerant. Wladiwostock (Keller) widerstandsfähig. Fleischtomate Myrto F1(Kiepenkerl, Baldur, Pötschke) ist tolerant.
Frühe Sorten wie die Buschtomaten Sub-arctic Plenty und Whippersnapper (Privates Samenarchiv Bohl) können zum großen Teil abgeerntet werden, ehe der Pilz zuschlägt. Bayerische Gartenakademie, Veitshöchheim: Vitella bleibt zwei Wochen länger verschont, De Berao bleibt bis Ende 10 gesund. Flora (Baldur) war gem. Gartenzeitschrift Flora Testsieger im Heft 1/2000 in Bezug auf Ertrag, Geschmack und Kultur. Sie gilt als robust gegen Krankheiten. Die Stabtomaten Phantasia F1 und Kirschtomaten Philovita F1 (Erfurter) sollen absolut resistent gegen die Braunfäule sein. - Buschtomaten werden meistens als erste infiziert, weil sie wegen ihres buschigen Wachstums nicht schnell genug abtrocknen können. Deswegen Buschtomaten, besonders die kartoffelblättrigen, nicht in die Nähe von Stabtomaten pflanzen und möglichst auch nicht so, dass beide in der Hauptwindrichtung angepflanzt werden. Noch besser, Buschtomaten überdachen. Tomaten und Kartoffeln niemals nahe zusammen pflanzen.
Mischkultur mit Kapuzinerkresse, Knoblauch, Neuseeländer Salat, Petersilie, Ringelblumen oder Zwiebeln. Vorkultur Gartenkresse. Standort wechseln. An sonnigen Tagen Hauben entfernen. Abstände 70 x 40 cm. Mulchen. Stäbe mit heißer Sodalösung reinigen. Regelmäßig und nur morgens gießen. Durch Wässern über einen eingelassenen Blumentopf wird die Verdunstungsfläche verringert. Oder den Verschluss großer Flaschen durchbohren, die Flaschen mit Wasser befüllen und mit dem Hals in die Erde stecken. Das Wasser kann sich dadurch noch erwärmen und feuchtet langsam die Pflanze an. Beim Gießen darauf achten, daß nicht Spritzwasser von der Erde auf die Pflanzen trifft oder direkt Blätter benetzt werden. Alle Pflegemittel am Vormittag, aber nur dünn aufsprühen, keinesfalls die Blätter einnässen. Untere Blätter dürfen keinen Bodenkontakt haben, deshalb entfernen, etwa bis zu 40 cm Höhe, das verbessert auch die Ventilation. Sonst wöchentlich vorbeugend Schachtelhalmbrühe, Kanadische Goldrute, Rhabarberblättertee, Zwiebelschalen-, Knoblauchschalentee, Neudovital, Magermilch oder Molke spritzen. Moosextrakt + Lebermooser etwa alle 10 Tage spritzen, nach jedem Regen. Allen Spritzbrühen Baldrianblütenextrakt zufügen, verstärkt die Abwehrkräfte. Gießwasser immer etwas Brennessel- und Beinwelljauche zugeben. Aber nicht mit Stickstoff (Brennesseljauche oder Hornspänen) überdüngen und auch die sonstige Nährstoffzufuhr beschränken. Mistkompost und Hornkieselpräparate zweimal spritzen. Bodenspritzungen mit Schachtelhalmtee. Boden um die Tomate herum mit Stroh mulchen, vor dem Gießen wegnehmen, danach wieder hinlegen. Regelmäßig ausgeizen. Bei feuchter Witterung die löffelartig nach oben gebogenen Blattspitzen abschneiden, damit der Regen besser ablaufen kann. Nach Regen Wasser abschütteln. Normale Tomatensorten durch tolerante Veredlungsunterlagen widerstandsfähiger machen (Siehe 'Veredlungsunterlagen Gemüse'). Mulchen mit Baumrinde (nur von einem Hersteller, der der Gütegemeinschaft 'Rindenhumus' angehört) soll Krautfäule verhindern.
Pilhofer's Tipp: Ein bewährtes Mittel zur Vorbeugung: 20 g Zwiebelschalen auf 1 l Wasser geben, den Kaltauszug einige Tage stehen lassen, bevor man die Zwiebelschalen herausnimmt. Mit der braunen Tinktur den Stamm der Pflanzen einpinseln und Verletzungen, die nach dem Ausgeizen entstehen, damit beträufeln. Der Schalensaft vertreibt Fraßfeinde und hemmt den Pilz, der für die Erkrankung verantwortlich ist. Vermeiden Sie Feuchtigkeit auf den Blättern der Pflanze.
Bekämpfung
Kartoffeln.
Befallenes Kraut und befallene Knollen vernichten. Zwiebelschalenbrühe + Schachtelhalm + Wasserglas 3%. Moosextrakt. Kanadische Goldrute. Lebermooser. Milchwasser (2 l/10 l) beugt vor, stattdessen auch roher Sauerkrautsaft oder Joghurt. Atempo Kupferpilzfrei. Cueva Pilzfrei. Beide sind etwas gefährlich. Neudorff Handelsprodukte. Compo.
Tomaten.
Befallene Buschtomaten und befallenes Kraut von Frühkartoffeln sofort vernichten, damit Stabtomaten nicht infiziert werden. Befallene Blätter und Früchte sofort abschneiden und vernichten. Bei Stängelinfektion das Befallene ausschneiden und mit konzentriertem Kupferkalk (nicht mehr erlaubt in Gärten) die Wunde behandeln. Auf den Boden gefallene Früchte auflesen und vernichten.
Schachtelhalmbrühe im Wechsel mit Zwiebelschalenjauche/-aufguß oder Knoblauchtee oder Wasserglas 3%. Moosextrakt. Lebermooser. Myco-Sin gilt als das Passendste. Falls Myco-Sin nicht vorhanden ist, einen Kompostauszug anrühren 1 : 5 mit Regenwasser ansetzen. Der Kompostauszug sollte etwa 7 Tage im Wasser angerührt und alle 7 Tage gespritzt werden. Einen kalireichen Tomatendünger anbauen 7 - 3 - 10, etwa den Azet-Tomatendünger. Oder mit Beinwell gießen (1 Teil Pflanzenjauche, 20 Teile Wasser). Möglichst Vitella oder Pyros anbauen, sie sind einigermaßen geschützt. Milch-Wasser (2 l/10 l) gegen die Krautfäule. Auch in Abständen gießen. Atempo Kupferpilzfrei Neudorff, 7 Tage, Fungisan, Cueva Pilzfrei 7 Tage. Alle drei sind möglicherweise etwas gefährlich. Fungisan hat möglicherweise etwas Rückstände. Compo.