Schadbild
Zecken. II. Ixodes ricinus Schildzecken (Ixodidae).
Helle, dichte Kleidung bei Wanderungen oder Gartenarbeit. Sie wehrt ab und erleichtert das Absuchen. Zecken suchen oft lange Zeit nach dem richtigen Ziel. Hosenbeine in Stiefel stecken, Kopfbedeckung. Hose mit Pyrethroiden einpudern. Lange Ärmel. Nach Spaziergang Kleidung abklopfen und ggf. auch den Hund absuchen, die Zecken können abfallen und sich einen neuen Wirt suchen. Nicht durch hohes Gras, Farne usw. gehen. Unbedeckte Haut einreiben. Nicht gesichert: Die äther. Öle des Waldfarns und Eukacid (3/4 Eucalyptusöl vermischt mit 1/4 Zitronellöl), mehrmals wöchentlich einreiben. Auch die Inhaltsstoffe von Odermennig, Schafgarbe und wilder Möhre sollen abschrecken. Gem. einer Studie von Wissenschaftlern der Universität von Florida soll das äther. Öl Geraniol, das u.a. im Zitronengras vorkommt, hochwirksam und unschädlich sein. Kinder unter 2 Jahren sollten nicht mit ätherischen Ölen eingerieben werden. - Nach einer Wanderung sich selbst oder gegenseitig auf der Kleidung absuchen. Es wird empfohlen, aus Sicherheitsgründen alle 2 Stunden erneut die Haut einzucremen.
Zecke entfernen. Bei Befall immer die Zecke von unten anfassen und herausziehen, sie darf nicht gedrückt werden. Dazu kann man gemäß Borreliose-Bund wie folgt vorgehen:
Mit Pinzette (der untere Teil muss wie ein L gebogen sein) herausziehen. Mit Fadenschlinge oder Zeckenkarte aus der Apotheke herausrütteln. Mit Taschenmesser heraushebeln. Mit Naßrasierer abrasieren. Mit Kronenkorken herausschaben.
Weniger geeignet sind Zeckenzangen, sie habe zu dicke Greifbacken. Bleibt der Kopf stecken, fällt er meistens von selbst ab. Danach Einstichstelle desinfizieren. Keinesfalls Klebstoff, Öl oder Nagellack auf das Hinterteil träufeln, das Tier erbricht sich in Todesangst und verstärkt damit die Infektionsgefahr.
Impfung. Die Impfung ist gegen FSME wirksam gegen alle 7 Arten, die in Europa vorkommen. Sie bietet Schutz zu 98 - 99%. Sie besteht aus drei Teilimpfungen. Danach können Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Fieber auftreten. Kinder dürfen erst ab 12 Jahren geimpft werden. Immunglobulin nach einem Zeckenbiss kann die Krankheit verschlimmern, sie ist für Kinder erst ab 14 Jahren zulässig. - Das FSME - Impfpräparat 'Ticovac' wurde 2001 aus dem Verkehr gezogen wegen der starken Nebenwirkungen. - 02 Inzwischen ist ein neuer Impfschutz auf dem Markt, der auch für Kinder ab einem Jahr zugelassen ist. Schutzdauer mindestens 3 Jahre. In Deutschland gab es 1999 91 Fälle mit Hirnhauterkrankungen, 1998 gab es 138, 2001 254 Fälle. Beginn der Impfung im Frühjahr empfehlenswert.
Risikogebiete für FSME. Schwerpunkte der Infektion sind in Bayern (Donau mit Nebenflüssen, südlicher bayerischer Wald [Landkreis Niederbayern und Passau und im gesamten Gebiet von Baden-Württemberg (besonders Schwarzwald und die Freiburger Gegend, Rheintal Kehl bis Bodensee, am Neckar Nähe Stuttgart, Enz und Nagold [Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Calw, Emmendingen, Freiburg, Konstanz, Ortenaukreis, Rottweil, Waldshut]. Rund 90% aller Fälle wurden in Bayern und Baden-Württemberg registriert. Weiter sind betroffen: Main-Kinzig-Kreis, Kreis Aschaffenburg, Main-Spessart, Landkreis Groß-Gerau, Odenwaldkreis, Stadtgebiet Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg, südliches Hessen (etwa die Maingrenze, aber auch der gesamte Spessart gilt als Risikogebiet [Landkreise Bergstrasse und Odenwald, Darmstadt-Dieburg, Mittelhessen Kreis Marburg-Biedenkopf, Offenbach] aber auch einzelne Fälle im Saarland, in Brandenburg, Sachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, das ehemalige Jugoslawien, Österreich (entlang den Flussniederungen der Donau, Kärnten), Tschechei, Slowakei, Ungarn, in den Alpentälern von Schweiz (besonders Rheintal und Bodensee) und Südtirol. Auch die baltischen Staaten sind stark betroffen, das nordöstliche Polen, Russland, Ukraine, Schweden [vor allem an der Ostseeküste Finnland usw].
Dagegen sind folgende Länder frei oder fast frei von jeglichem FSME-Risiko: Benelux, Frankreich, Großbritannien, Portugal, Spanien. Etwa 10% der Zecken tragen nach neuesten Forschungen den Erreger von FSME in sich. Man geht davon aus, dass jeweils nur ein Zeckenbiss von 200 - 300 Stichen zu einer FSME-Krankheit führt in den betroffenen Gebieten. Sie bleibt in 2/3 der Fälle harmlos. Doch etwa bei jeder fünften Erkrankung bleiben Symptome wie Niedergeschlagenheit oder Bewegungsunsicherheit zurück. Zwei Prozent der Erkrankten überleben nicht. Da auch Ziegen, Schafe und Rinder gebissen werden, kann die Krankheit auch durch nicht pasteurisierte Milch auf Menschen übertragen werden.
Borreliose. Die Borrelien können mit Antibiotika (Doxycyclin, Amoxycillin - in den Spätstadien Cephalosporine, intravenös) bekämpft werden. In den USA gibt es einen Impfstoff, der zu 80 - 90% wirksam ist. Dort existiert nur eine Art des Erregers, in Deutschland sind es drei. Die Wirkung hält aber nur verhältnismäßig kurz an. Mit einem Impfstoff in Deutschland ist erst in einigen Jahren zu rechnen. Die große Zahl der Eidechsen schützt die Bevölkerung von Madeira vor Borreliose. Ist die Zecke auf der Suche nach einer Blutmahlzeit, trifft sie mit größerer Wahrscheinlichkeit auf die dortigen Mauereidechsen als auf Mäuse, die in weit geringerer Zahl vorhanden sind. In Eidechsen sind noch nie Borrelien gefunden worden, in einer mit Borrelien infizierten Zecke werden die Borrelien getötet, sobald die Zecke Eidechsenblut saugt. Durch das Übergewicht der Eidechsen sind die wenigen Mäuse auch frei von Borrelien, nur in Gebieten, die mehr Mäuse als Eidechsen aufweisen, werden auch infizierte Mäuse gefunden (Prof. F.R. Matuschka, Berlin). Gegen Borreliose kann man vorgehen mit Disacus silvestris, einer Carde. Verbreitung siehe www.rki.de. Weitere Informationen: www.baxter.de, www.borreliose.de, www.lymenet.de, www.medizinfo.de, www.zecken.de, www.zeckenschule.de, www.borreliose-infektionskrankheiten.de, www.borreliose-nachrichten.de.
6) Befall des Hundes. Der Hund kann von der braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) und dem Holzbock (Ixodes ricinus) befallen werden. Die verschiedenen Entwicklungsstadien der Hundezecke können auf ganz verschiedenen Tierarten saugen und sich so fortentwickeln, z.B. Mensch - Hund - Maus. Im erwachsenen Stadium befällt die Hundezecke fast ausschließlich Hunde, ganz selten Katzen. Sie wurde vor allem aus dem Mittelmeerraum eingeschleppt und kann hier nur in Gebäuden und Stallungen überleben, sie braucht Temperaturen von 20 - 30° und hohe Luftfeuchtigkeit. Sie ist in Deutschland bisher in nur sehr wenigen Gebieten aufgetreten. Gegen Borreliose kann man keine Hunde mehr impfen, das ist das Resultat in der Schweiz.
Insgesamt können durch die Zecken verschiedene Erreger und Krankheiten übertragen werden: Anaplasmen, Babesiose*, Borrelien, Ehrlichiose*, Hepatozoonose*, Pasteurellen, Ricketsien, Salmonellen, SME-Viren. - In Europa gibt es 11 verschiedene Zeckenarten, die Hunde und Katzen befallen. * Durch die Hundezecke.
Borreliose: Der Stich des Holzbocks verursacht viele Symptome, die in den ersten Tagen oder erst nach Wochen auftreten. Sie sind oft unspezifisch. Er hinterlässt beim mit Borreliose infizierten Hund seltener als beim Menschen eine Rötung um die Einstichstelle herum sowie etwas geschwollene Ohren, wenn dort Zecken gesessen haben. Weitere Merkmale sind Abgeschlagenheit, Fieber, Bewegungsunlust, fehlender Hunger, fehlende Reflexe, Teilnahmslosigkeit, Gehstörungen, schmerzhafte Gelenkentzündungen mit Anschwellungen (abwechselnd vor allem an den Gelenken der Vorder- und Hinterläufe), Krämpfe, Lähmung (vor allem beim Aufstehen), Mattigkeit, Schädigung des Nervensystems und eine übersensible Rückenhaut. Auch Durchfall, Erbrechen, Haarausfall, Hautveränderngen, Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen, Lichtscheu können auftreten. Sie können wechseln mit Anzeichen der Besserung, aber anschließend kommen weitere Krankheitsschübe bei den Extremitäten vor. Schließlich können auch Nieren und Herzmuskel affiziert und die Verdauung beeinträchtigt werden. - Es vergehen oft Wochen, bis erste Symptome der Infektion eintreten. Antibiotika-Behandlung ist nicht immer erfolgreich.
Die Borreliose an Hunden ist schwer festzustellen. Gegen Zecken-Borreliose des Hundes ist ein Impfschutz entwickelt worden, die Impfung muss nach 3-5 Wochen und dann wieder jährlich wiederholt werden. Nebenwirkungen sind möglich. Junge Hunde sollten nicht geimpft werden. Das Risiko einer Erkrankung wird oft überschätzt, möglicherweise bilden viele Hunde Resistenzen dagegen aus. Gegen Borreliose kann man keine Hunde mehr impfen, das ist das Resultat in der Schweiz.
Babesiose: Erste Anzeichen nach etwa 1 - 3 Wochen. Symptome: Abgeschlagenheit, Appetitmangel, Fieber, Gewichtsverlust, Konditionsschwäche, danach evt. Augenentzündungen mit Netzhautablösung, Bewegungsstörungen, Blutarmut, Blutungen aus Haut- und Schleimhaut, epileptische Anfälle, Gelbsucht. Durch Blutuntersuchung eindeutig feststellbar. Auch die Auzecke (Dermacentor reticulatus) kann die Babesiose verbreiten. Sie ist in ganz Europa, in Deutschland vor allem im Süden, zu finden, und zwar in feuchten Gebieten.
Hepatozoonose: Ansteckung durch Zerbeißen und Verschlucken einer Zecke. Der Erreger gelangt über die Darmwand in den Blutkreislauf, von dort in Knochenmark, Leber, Lymphknoten, Milz und Nieren. Symptome: Abmagerung, Appetitmangel, Augenausfluss, Blutarmut, Durchfall (blutig), glanzlose Haare, Lymphknotenschwellung, Muskelschwäche, Nasenbluten. Oft sterben die Hunde vor dem Erregernachweis.
Ehrlichiose: Akute Phase: Futterverweigerung, Mattigkeit, möglicherweise auch Blutungen aus der Schleimhaut und Nasenbluten. Subklinische Phase: Symptome klingen ab oder Übergang in die chronische Phase: Blutungsneigung mit Nasenbluten, punktförmige Blutungen aus den Schleimhäuten, evt. auch blutiger Harn und Kot, Abmagerung, Fieber. Feststellung durch Blutuntersuchung. Das neu zugelassene Protectorband (über Tierarzt) soll den Hund vor Zecken- und Sandmückenbiss 6 Monate lang zu 90% schützen.
7) Taubenzecken: Größe 5 - 8 mm, graubraun. Aus dem Mittelmeerraum eingeschleppt. Lebt in Ritzen von Dachböden und auch -wohnungen, aber auch in Taubenschlägen und Hühnerställen zu finden. Blutsauger. Sie dringen durch morsche Dachböden in Wohnungen ein. Sie können ihre Luftöffnungen mit Deckeln verschließen und sich scheintot stellen. So können Atemgifte mit Erfolg abgewehrt werden. Die Zecken saugen auch am Menschen, verursachen Infektionen und u.U. lebensbedrohende allergische Schocks.
Bekämpfung
Siehe dazu das Testergebnis Stiftung Warentest. Die kompletten Informationen sind zu finden im Heft 4/2001 und 7/2003 oder unter http://www.stiftung-warentest.de/online/, Test aus Gesundheit und Kosmetik. Autan Family sollte schon mal ein Hilfsmittel sein. Neudorff Zeckenschutzspray enthält den natürlichen Wirkstoff Lavandinöl, den die Zecken als unangenehm ansehen. Sie bleiben fern. Wirkt bis zu 6 Stdn.
Homöopathisch soll bei Tieren wie folgt vorgegangen werden: Vorsorglich gegen FSME Haemophilus influenza D 200, gegen Borreliose Borrelia Nosode D 200, jeweils 1 x jährlich einige Globuli. Bei Zeckenbiss zusätzlich Ledum D 200. - Schutz vor Zeckenbiss soll bieten Sulfur C 200, viermal wöchentlich eine Gabe vier Wochen lang. Ist der Zeckenkopf in der Haut verblieben, stößt unter Silicea C 200 der Organismus ihn schnell wieder aus. Bissstelle mit Arnica C 30 oder C 200 betupfen. Bei unerträglichem Juckreiz mit Quaddelbildung Arsenicum album anwenden.
Abwehr: Siehe auch www.stiftung-warentest.de Ausgabe 7.03. Die gängigen Mittel sind nicht ganz ungefährlich: Permithrin kann zu Juckreiz und Haarausfall führen, bei Menschen zu Allergien. Fipronil kann Augen und Haut reizen, im Tierversuch war es bei Ratten krebserzeugend, für Hunde hat das sich nicht bestätigt. Amitraz kann beim Hund zu Ekzemen und Juckreiz führen, beim Menschen kann es bei Kontakt mit hohen Dosen zu Leberschäden kommen. Das Protectorband mit dem Wirkstoff Deltamethrin (Apotheke) soll 6 Monate lang abwehren. Lt. Dr. Heide Dongus, Fachtierärztin, kommt der Wirkstoff dabei nicht in die Blutbahn, sondern nur in die Haut. Er soll auch die Sandmücken abwehren.
Abwehr: Insektizide, Heißluft, Versiegelung der Ritzen. Niem.