Obstbäume: Obstbaum-Unterlagen

Es ist wichtig zu wissen beim Obstbaumkauf, welche Unterlagen dafür genommen wurden.

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Bild: Botanikus
Das ist der Teil des Baumes von der Wurzel bis zur Veredelungsstelle. Deren Eigenschaften beeinflussen ganz wesentlich die Baumform, die Wuchsstärke, den Beginn der Fruchtbarkeit. Die Unterlage bestimmt auch die Bodenansprüche.

  • Sämlingsunterlagen bringen gesunde Früchte hervor, aber erst nach 8 - 10 Jahren. Sie sind langlebiger. Für Hoch- und Halbstämme.
  • Schwächere Unterlagen führen innerhalb 2 - 3 Jahren zu einer ersten Ernte, sie sind kurzlebiger, auch die Ansprüche sind höher an die Pflege.

Die wichtigsten und bewährtesten Unterlagen sind:

 

Apfelunterlagen:

  • A 2 Widerstandsfähig gegen Frost, für Hochlagen.
  • M 4 mittelstark wachsend, wird für Buschbäume verwendet. Ertragsbeginn mittelspät, Früchte färben schlecht aus. Platzbedarf 12 - 16 qm. Ertrag nach 6-8 Jahren.
  • M 7 Mittelstark wachsend, gut geeignet für schwachwachsende Sorten (Klarapfel, James Grieve).
  • M 9 schwachwachsend, deshalb Stützpfahl notwendig. Wird oft für Spindeln genommen, die auf gutem Boden wachsen oder für Kübelbäume. Guter Boden ist immer Voraussetzung. Früchte färben gut aus, die Qualität ist ausgezeichnet. Platzbedarf 3 - 4 qm. Ertrag nach spätestens 4 - 6 Jahren. Wühlmausgefährdet. Lebensdauer 20 - 25 Jahre.
  • M 11 stark wachsend, für Halbstämme geeignet. Ertragsbeginn spät, Früchte reifen schlecht aus. Platzbedarf 24 - 30 qm. Ertrag nach 10 Jahren. Widerstandsfähig gegen Frost.
  • M 26 mittelschwach wachsend. Für etwas schlechtere Böden geeignet, auch für Spindeln, die schwach wachsen. Ertragsbeginn früh, Früchte färben gut aus. Für Edelsorten oft besser geeignet als M 9. Widerstandsfähig gegen Frost.
  • M 27 Am schwächsten wachsende Unterlage, deshalb für stark wachsende Veredelungen (Boskoop, Gravensteiner) auf sehr guten Böden geeignet, auch für Kübelbäume. Früher Ertragsbeginn, Früchte färben gut aus. Platzbedarf ca. 2 qm.
  • M 105 wird für die Ballerina - Säulenäpfel verwendet. Sie sind winterhart und wachsen auf normalen Böden.
  • MM 106 ähnlich wie M 7 oder M 26, aber blutlausresistent.
  • MM 111 Widerstandsfähig gegen Frost. Sämling, sehr stark wachsend. Geeignet für Hochstämme in großen Grundstücken und auf Obstwiesen.
  • P 22 ist eine neuere Unterlage für kleine Bäume.
  • Supporter 1 + 3 sind neuere Unterlagen für kleinere Bäume bis max. 2.50 m Höhe. Sie sind widerstandsfähig gegen Blutläuse, Kragenfäule und Schorf. Sie sind nur für den Anbau auf guten Böden geeignet. Supporter 4 (Pi 80) ist eine mittelstark wachsende, vegetativ vermehrbare Unterlage. Ihre Wuchsstärke liegt bei M 26 und könnte diese u.U. ablösen.

Manchmal kann man im Nachhinein erkennen, auf welche Unterlage veredelt wurde. Eine starke Verdickung bei einem Apfelbaum deutet auf M 9 hin, ein kaum sichtbarer Übergang auf M 4.

 

Birnenunterlagen:

  • Quitte. Mittelstark wachsend, Stützpfahl erforderlich. Vor allem für Buschbäume verwendet, die aber etwas höher wachsen als die Apfelbuschbäume. Kalkreiche Böden sind ungeeignet. Ertragsbeginn 6 Jahre. Platzbedarf 12 - 16 qm. Bei Unverträglichkeit der Unterlage mit der Edelsorte wird "Gellerts Butterbirne" als Stamm dazwischen gesetzt, z.B. bei Bosc's, Clapps, Conference, Gute Graue, Gute Luise, Kongressbirne, Williams Christ. Quitte als Unterlage gründet nicht tief, sie ist nicht besonders frostfest. Gute Qualität der Früchte, früher Ertrag. Gefährdet durch Feuerbrand.
  • Kirchsaller Mostbirne. Stark wachsend, für weniger fruchtbare Erde. Diese Sämlingsunterlage ist für Hochstämme auf großen Grundstücken und Obstwiesen geeignet. Ertragsbeginn 8 Jahre. Platzbedarf 24 - 30 qm. Lange Lebensdauer, ausgezeichnete Frosthärte, aber nur mittlere Qualität. Für alle Edelsorten geeignet. Wer frühen Ertrag haben will, sollte Spaliere anlegen, sie tragen ab 3. oder 4. Standjahr.
  • Quitte MA. Sie ist gut bewährt und bietet schon beim dritten Jahr bessere Fruchtqualität. Für kleinere Anlagen.
  • Bei Unverträglichkeit der Unterlage mit der Edelsorte wird "Gellerts Butterbirne" als Stamm dazwischen gesetzt, z.B. bei Bosc's, Clapps, Conference, Gute Graue, Gute Luise, Kongressbirne, Williams Christ.
  • OHF ist resistent gegen Feuerbrand. Sie verträgt mehr kalkhaltigen Boden als die Quitte und dient als Unterlage für Busch, Spindel und Niederstamm.

 

Pfirsichunterlagen:

Sämling. Wird für leichte, warme Böden verwendet. Platzbedarf 12 - 16 qm.

 

Pflaumenunterlagen:

  • Große grüne Reneklode. Mittelstark wachsend. Wegen ihrer Frosthärte für fast alle Standorte geeignet. Platzbedarf 30 - 35 qm.
  • Myrobalana alba. Stark wachsend, aber nicht für feuchte Standorte. Platzbedarf 30 - 40 qm.
  • St. Julien d`Orleans. Mittelstark wachsend. Platzbedarf 25 - 30 qm.
  • Diese Unterlagen werden auch für Mirabellen, Renekloden und Zwetschen genommen -
  • Neuerdings gibt es INRA-Typen, die schwachwüchsig sind und damit für kleinere Gärten geeignet. Zwetschenbäume auf Weito-Unterlagen bleiben klein, sie werden von Läusen meistens gemieden wegen ihres frühen Triebabschlusses. 'Prunus Pixy' VF sind schwachwachsend, etwa 50 - 60% kleiner als St. Julien d`Orleans.

 

Sauerkirschenunterlagen:

  • F 12/1 Vogelkirsche, ungeschlechtlich vermehrt. Wird verwendet für schwere, aber wasserdurchlässige Böden. Platzbedarf 16 - 20 qm.
  • Prunus mahaleb. Die Steinweichsel wird verwendet für leichte, steinige und flachgründige Böden. Platzbedarf 12 - 16 qm.
  • GiSelA 5 oder Prunus Gisela 5 (Gießen-Selektion-Artkreuzung). Kreuzung mit einer chinesischen Steppenkirsche. Kleinwüchsige Unterlage, Buschformen, geringer Platzbedarf, trägt oft schon im zweiten Jahr der Veredelung. Verträglich mit den üblichen Kirschsorten. Höhe 2,50 - 3.00 m.

Süßkirschenunterlagen:

  • F 12/1 (virusfreie Vogelkirsche), stark wachsend. Verwendung wie bei Sauerkirsche. Platzbedarf 25 - 30 qm.
  • Prunus avium-Slg. Dieser Vogelkirschsämling wird verwendet wie F 12/1. Platzbedarf 30 - 40 qm.
  • Neuerdings GiSelA5 und Weiroot Nr. 158. Die Bäume werden nur 3,5 m hoch. Tabel-Edabriz bewirkt noch kleineren Wuchs. Andere schwachwüchsige Unterlagen sind Colt und Prunus cerasus W 10 und W 13.

 

Aprikosenunterlage:

  • Für besonders kleine Spalierbäumchen ist die St.-Julien-Pflaume geeignet.

 

Haselnussunterlage:

  • Corylus colurna, der Türkische Baumhasel, für niedrige Buschbäume.

 

Mispelunterlagen:

  • Apfel, Birne, Mehlbeere, Quitte, Weißdorn. Birne verbessert den Geschmack, Weißdorn verkürzt das Leben des Baumes.

 

Quittenunterlagen:

  • Früher Rot- und Weißdorn, wegen Feuerbrandgefahr nicht mehr üblich.
  • Quitte A und Cydonia MA werden heute meistens genommen.
  • Angeboten werden: Spindelbüsche 40 - 50 cm hoch von Wurzel bis Kronenansatz. Büsche 40 - 60 cm hoch. Niederstämme 80 -100 cm hoch. Halbstämme 100 -120 cm hoch. Hochstämme 160 -180 cm hoch.

 

Vorspann:

Schwach wachsende Bäume können mit einem Vorspann zu verstärktem Wachstum angeregt werden: Eine stark wachsende Unterlage von der Baumschule oder ein Wurzelschoss von einem hohen Standbaum wird ganz in Stammnähe, etwa in 10 cm Abstand, eingepflanzt. (Beim Apfelbaum nimmt man für die Unterlagen M 7, M 9 und M 26 stattdessen M 4 oder M 11, für M 4 nur M 11). Diesen Vorspann gleich beim Einpflanzen auf etwa 40 cm kürzen und alle unteren Nebentriebe abschneiden.

Im Mai des folgenden Jahres wird der Vorspann in ähnlicher Weise wie beim Veredeln mit dem schwachwachsenden Baum verbunden. Man sucht sich beim Standbaum direkt gegenüber dem Vorspann eine Stelle etwa 25 cm über dem Erdboden, die frei von Ästen oder Wunden usw. ist, und schneidet dort die Rinde parallel ein, etwa 5 - 10 cm lang. Die Breite richtet sich nach der Breite des Vorspanns. Die untere Schmalseite waagerecht abschneiden, den Rindenlappen von unten her abheben, er hängt dann an der oberen Schmalseite. Den Vorspann an den Standbaum heranbiegen und die Stelle markieren, wo er abgeschnitten werden muss, damit er genau unter die Rindenzunge passt. Nach dem Kürzen wird der Vorspann beidseitig keilförmig angeschnitten (die Keillänge richtet sich nach der Länge der Rindenzunge), unter die Rindenzunge gedrückt und mit einem kleinen Nagel, der durch Rindenzunge und Keil des Vorspanns in den Standbaum getrieben wird, fixiert. Auch Binden mit Bast oder Band ist möglich. Anschließend Verstreichen mit Veredelungswachs. Je länger die Schnittflächen, je besser die Verbindung. Keine Berührung der Schnittflächen mit den Händen!

Wenn der Baum die gewünschte Höhe erreicht hat und nicht weiter wächst, ist keine Änderung nötig. Ist seine Wuchskraft aber ungebremst, kann der Vorspann innerhalb 8 Jahren wieder entfernt werden: Im zeitigen Frühjahr wird der Vorspann keilförmig bis etwa zur Mitte eingesägt. Dadurch wird er in seiner Wirkung vermindert, die Wurzeln des Standbaumes aber werden stimuliert.

Im zweiten Jahr wird der Vorspann endgültig entfernt, so dass der Standbaum allein auf seiner alten Unterlage steht. Danach wird er Zeichen von Schwäche zeigen, aber bald durch hohe Fruchtbarkeit auffallen. Ist der Stamm gegenüber der Krone im Wachstum zurückgeblieben, helfen tiefe, senkrechte Rindenschnitte, 20 cm lang, mit der Hippe in den Stamm. Abstand 8 - 10 cm, Rinde und Cambium müssen dabei durchtrennt werden.

 

 

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