Allgemeine Informationen
- Urtica urens (kleine Brennnessel, einhäusig)
- Urtica dioica (große Brennnessel, zweihäusig)
- Urtica kioviensis (Röhricht-Brennnessel)
- Urtica pilulifera (Pillen-Brennnessel)
Brennnesselgewächse.
Heilpflanze. Die kleinere Art Urtica urens ist die aggressivere von beiden, die große Urtica dioica wird häufiger verwendet.
Fördert als Jauche den Wuchs: Standard-Dünger im Gemüse-, Obst- und Ziergarten, die einen kräftigen Schluck nötig haben. Gemüse ab Mai bis vier Wochen vor der Ernte zweiwöchentlich damit düngen. Blumen, bis sie die ersten Blütenknospen ansetzen. Siehe auch "Kräuterbrühen, Kräuterjauchen, Kräutertees".
In den Blättern kann sehr viel Nitrat enthalten sein, nach einer Untersuchung der Uni Bonn 250 - 5.300 mg/kg. (Für Kopfsalat gilt eine Höchstgrenze in der Zeit von 11 - 4 von 3.500 mg, im Sommer von 2.500 mg).
Unentbehrlich für viele Schmetterlinge, meistens in Schattenlage: Admiral (Larve bildet aus mehreren Blättern durch Spinnseide eine Schutzhülle), Distelfalter, Gelber Fleckleibbär, Goldeulenarten, Kleiner Fuchs (vollsonniger Platz, trockene Luft), Landkärtchen (nur Waldbrennnessel, schattig und feucht), Punktierter Fleckleibbär, Schönbär, Tagpfauenauge (sonniger, aber luftfeuchter Platz), Weißes C. Die Spätsommerraupen 8 - 9 bevorzugen frische Triebspitzen, da diese erheblich mehr lösliche Proteine enthalten, die sie für ihre Ernährung brauchen. Außer den Schmetterlingen bietet die Pflanze mehr als 100 Tieren Auskommen, die meisten leben von den Blättern.
Boden
Humoser Boden, wächst aber überall, vor allem auf urinreichem bzw. stickstoffreichem Boden. Zeigt Überdüngung bzw. Stickstoff an.
Aufzucht
Geeigneter Nachbar ist Pfefferminze, verstärkt deren Aroma. Fördert aber auch bei anderen Kräutern die Bildung von ätherischen Ölen. Ernte kurz vor der Blüte zur Jaucheherstellung, nur von sonnenbeschienenen Pflanzen. Blätter können auch getrocknet werden 6 -7.
Hervorragendes Mulchmaterial, das die Fruchtbarkeit erhöht. Zusatz zum Kompost verbessert die Rotte. Bekämpft Pilzfäule bei Tomaten und verstärkt den Duft vieler Pflanzen.
Die Ernte wird besser mit Handschuhen geschehen.
Ernte
Wer sie für Salat oder Tee nutzen will, sollte beachten, nur nachmittags, nur sonnenbeschienene Brennesseln, nur an sonnigen Tagen, erst einige Tage nach einem Regen sammeln.
allgemein: Die jungen Blätter bis Sommerbeginn, die Wurzel im Herbst. -
Zubereitung
Die Blätter werden zu Suppen gegeben oder zusammen mit Spinat als Gemüse gegessen, auch in Pfannkuchen, im Kräuterquark.
Frische Sprossspitzen für Salate, zusammen mit Löwenzahnblättern und Sauerampfer oder Birkenblättern. Für Salate kurz mit heißem Wasser überbrühen, damit die Brennwirkung verloren geht, oder kleinhacken und mit Öl übergießen. Auch Auswalzen mit dem Wellholz ist hilfreich.
Wirkstoffe
- Die Blätter enthalten Amine Acetylcholin, Betain, Cholin, Histamin, Serotonin, Lezithin; ätherische Öle (Ketone, Ester, freie Alkohole); Ameisensäure, Gallussäure; Flavonoide Quercetin, Isoquercitrin, Rutin, Kampferol, Isorhamnetin; Azetylcholin, Carotinoide (Lykopin, Beta-Carotin), Enzyme, Gerbsäure, Gerbstoff, Glucochinone, Glycosid, Hormone, Hydroxytryptamin, org. Säuren, phenolische Karbonsäuren, Silizium; Vitamine A (!), B2, C (!), E, K1, Folsäure, Pantothensäure; Mineralstoffe Eisen, Kaliumnitrat, Kalziumnitrat, Kieselsäure, Magnesium, Mangan, Natrium, Phosphor, Schwefel, Beta-Sitosterin, Pflanzensäuren, Schleim, Wachs, Xantophyll und viel Chlorophyll.
- In den Samen sind Gerb- und Schleimstoffe, Sekretinen, viele Spurenelemente, Stimulinen und Vitamin E enthalten. Man sammelt sie im August.
- In den Brennhaaren befindet sich Acetylcholin, Histamin und Natriumformiat.
- In den Wurzeln sind Sterole, Sterylglucoside, Lignane, Gerbstoffe.
Ernte: Man sammelt die Blätter in den Monaten Mai - Juli. Dann werden die Blätter mit Handschuhen von den Stängeln befreit. Das ist eher unbeliebt, weil Quaddeln bei Berührung der Brennhaare entstehen. Die beste Linderung dafür ist der Spitzwegerich.
Volksmedizin
Die Wirkstoffe Flavone und phenolische Karbonsäuren hemmen die körpereigenen Zytokine, d.s. Botenstoffe, die den Abbau von Bindegewebe und Knorpel bewirken. Sie können begleitend bei der Arthrosetherapie eingesetzt werden und lassen die Haut langsamer altern.
Der hohe Siliziumanteil stärkt das Bindegewebe, Fingernägel, Haare und Haut, der hohe Eisenanteil ist stets willkommen für die Blutbildung.
Wer Schmerzen rheumatisch-gichtischer Ursache hat, kann den betroffenen Körperteil mit frischen Brennesseln peitschen (Urtikation), das gleicht einer Injektion mit Ameisensäure und histaminartigen Stoffen. Es entsteht eine Erwärmung und erhöhte Blutzufuhr, die lindernd wirkt. Die Brennkraft lässt schon nach einem Tag nach. Außerdem anwendbar bei Tennisarm, Mausarm (RSI-Syndrom), Rippenfellentzündung, Lähmungen, Masern und Scharlach. Zur Anregung des gesamten Körperstoffwechsels.
Die große Zahl der Inhaltsstoffe weist auf die Anwendungsbreite hin. Sie entgiftet, fördert die Urinausscheidung, vor allem die der Harnsäure, und ist wirksam gegen Nierengrieß und Arthritis. Rheumatisch-gichtischer Formenkreis. Solche Personen sollten mehrmals im Jahr eine Brennesselteekur machen, 4 - 6 Wochen.
Auch bei Rückenschmerzen und Cellulite anwendbar, die verursacht sind durch Harnsäureablagerungen in diesem Bereich. Bei der Entwässerung entstehen keine nachteiligen Mineralstoffverluste. Miktionsbeschwerden. -
Der Absud wird äußerlich bei Akne und Ekzem eingesetzt. Bei fettigen Haaren und Schuppen. Als Haarpflegemittel: Getrocknete Blätter mit dem zehnfachen Gewicht an Alkohol 70% übergießen, eine Woche stehen lassen, ab und zu etwas durchschütteln. Abseihen. Täglich einmassieren.
Abgekochte Blätter senken den Blutzuckerspiegel, eine Handvoll Blätter zerkleinern, mit 1/4 l Wasser übergießen, 3 - 5 Minuten kochen. Davon dreimal täglich eine kleine Tasse einnehmen.
Die Früchte der Brennessel gelten als Altersmittel, das auch die Immunabwehr stärkt und auf die Keimdrüsen beider Geschlechter stimulierend und verjüngend einwirkt. Man kann sie beispielsweise mit Wein übergießen und täglich davon nippen. Fördert auch die Milchbildung der Wöchnerinnen. In den Samen sind Gerb- und Schleimstoffe, Sekretinen, Carotinoide, Chlorophylle und viele Spurenelemente, Stimulinen und Vitamin E enthalten. Man sammelt die gelbgrünen Samen im August.
Der Wurzeltee wird bei gutartiger Vergrößerung der Prostata getrunken. Aufguss aus Kraut und Blüten gegen Achseldrüsenentzündungen, Nesselausschlag, Geschwüre im Mundbereich. In vielen Versuchen wurde festgestellt, dass eine Reihe von aromatischen Kräutern, z.B. Doldenblütler, Pfefferminze und Engelwurz, wesentlich mehr ätherische Stoffe herausbilden, wenn eine Brennessel daneben wächst.
Man sollte doch daran denken, daß Brennesselsalat als Notmahlzeit bei vielen in Erinnerung geblieben ist.
Nebenwirkungen
Gegenanzeigen: Bei Wasseransammlungen im Körper, wenn Herz und Niere geschwächt sind. Die Dauer einer Teekur sollte 8 Wochen nicht überschreiten. Ödeme.
Homöopathie
Urtica urens.
Aus Blättern, Stängeln und Wurzeln zusammengesetzt. Urtica urens in den Potenzen D 2 - 6 gegen Nesselsucht, Hautausschläge mit Brennen und Jucken, leichte Verbrennungen, Sonnenbrand. Auch bei Rheuma, Gicht und zur besseren Ausscheidung der Harnsäure in der Urtinktur.
Abwehr
Auf Baumscheiben wirksam gegen die Ameisen, positive Wirkung auf die Wurzeln.
Links
Brennessel Extrakt
Snoek GmbH, Tannenweg 10, Mulmshorn, 27356 Rotenburg (Wümme) www.snoek-naturprodukte.de/