Bodenleben.
Das Bodenleben spielt sich besonders im oberen Bereich, dem Mutterboden, ab. Er ist etwa 25 - 30 cm hoch. Das Bodenleben hängt von genügend organischer Substanz, Feuchtigkeit und Vermeidung von Giften ab, die es beeinträchtigen. Unbedingt notwendig ist auch eine gute Bodenpflege mit genügender Durchlüftung. Hoher Mangan-Gehalt ist ein Hinweis auf schlechte oder falsche Bodenpflege. Schwere Böden müssen deshalb im Herbst umgegraben werden. Wird das erst im Frühjahr nachgeholt, werden die feinen Kanäle für den Wassertransport zerstört, das Tiefenwasser kann nicht mehr an die Oberfläche steigen und den Samen feucht halten. - Auch Mineraldünger und Salze (einen großen Salzgehalt kann es auch im Kompost geben) vermindern das Bodenleben. Der Boden darf auch nicht zu sauer oder zu alkalisch sein.
Auf einem guten Boden sind je Hektar, bis zu einer Tiefe von 15 cm gezählt, vorhanden:
10.000 kg Bakterien und Einzeller. 10.000 kg Pilze. 1 g Gartenboden kann 1 Milliarde Bakterien enthalten.
Im Waldboden sind 0,1 g Pilzhyphenmasse je Quadratzentimeter gefunden
worden, in der Mullauflage sogar 17 Kubikmillimeter.
4.000 kg Würmer. Sie produzieren über ihren Kot die fruchtbaren Ton-Humus-Komplexe.
530 kg Urtierchen, Algen, Insekten, Springschwänze
je Ar und Jahr entstehen 250 kg Wurmexkremente, pro qm Boden gibt es bis zu 400 Regenwürmer. Diese vermögen das 60 -70 fache ihres Eigengewichts in Humus umzusetzen. Alle Bewohner sind beteiligt an dem Abbau organischer Materialien zu anorganischen Molekülbausteinen. Selbst giftige Bestandteile werden abgebaut. Nirgendwo sonst finden soviele Lebewesen auf solch beengtem Raum ihr Auskommen.
Je besser das unterirdische Leben im Mutterboden gedeiht, umso besser gedeihen die Pflanzen aus der Erde.
Im einzelnen sind beteiligt an dem regen Bodenleben: Bakterien, die organisches Material zersetzen. Einige von ihnen, die 'Knöllchenbakterien', binden Stickstoff aus der Luft und stellen ihn den Pflanzen zur Verfügung. Algen stellen ebenfalls organische Masse her und forcieren mit ihren Ausscheidungen das Wachstum. Die vielen Kleintiere sind an der Herstellung des Humus beteiligt, sie durchmischen die Bestandteile und lockern den Boden auf. Die verschiedenen Pilze zersetzen Lignin und Zellulose und geben dem Bodenaufbau Halt. Außerdem sind viele Pflanzen eng verbunden mit Pilzen. Durch das feine Pilzgeflecht werden Mineralstoffe und Wasser aufgenommen, die der Pilz zum Teil an die jeweilige Pflanze weitergibt. Er versorgt die Pflanze sogar mit Schutz-Antibiotika. Umgekehrt versorgen die von Pilzfäden umhüllten Pflanzenwurzeln den Pilz mit lebenswichtigen Aminosäuren und Zucker. Pflanzen ohne solche Mykorrhiza-Partner kränkeln leicht und sind in ihrer Wuchskraft gehemmt. Diese Lebensgemeinschaften florieren am besten im pH-Bereich von 5,5 - 7. Das Gespinst kann an den Saugwurzeln der Bäumen ohne weiteres bis 300 m Länge umfassen. Während der Pilz im allgemeinen nicht in die Pflanze eindringt, tut er das bei Farnen und Orchideen.
Die am Bodenleben beteiligten Organismen halten den Boden locker und verkleben die Teilchen zu stabilen Krümeln. Durch ihre Tätigkeit wird viel Kohlendioxid erzeugt, das von den Pflanzen begierig aufgenommen wird. Bei richtiger Durchmischung entsteht eine Bodengare, die teilhat an der Abwehr von Krankheiten.
Anzustreben für einen fruchtbaren Boden ist immer Dauerhumus. Im Gegensatz zum Nährhumus, der der unmittelbaren Ernährung der Pflanzen dient, soll der Dauerhumus, der aus einem komplexen Verbund von Tonteilchen mit Huminstoffen besteht, auf längere Sicht die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Bodens erhalten. Durch Zusatz von Gartenerde oder Gesteinsmehl beim Kompostierungsprozess kann das erreicht werden.
Das Bodenleben wird vor allem gefördert durch regelmäßige Algenkalkgaben, Gründüngung, Mulchen, Regenwürmer, Gesteins- oder Tonmehle, organische Düngung durch Kompost oder kompostierten Mist, Algenmehl, Feuchtigkeit und Bodenlockerung.
Nach einer Studie von US-Forschern (Rodale Institute, Kutztown; Nature Bd. 396, Nr. 6708, Seite 228) war der Maisertrag bei Gründüngung mit Hülsenfrüchten genau so hoch wie bei Düngung mit Kunstdünger, überdies wurde die Rückhaltefähigkeit des Bodens für Kohlen- und Stickstoff durch die ökologische Anbauweise erhöht, während auf den mit Kunstdünger behandelten Böden hohe Ausschwemmungen von Nitrat beobachtet wurden. Die Grundwasserbelastung mit Nitraten war dort um 60% höher. Die Studie umfasste einen Zeitraum von 15 Jahren.
Auf einem DOK-Versuchsfeld in Therwil bei Basel sind vier Parzellen 22 Jahre lang konventionell, ökologisch und biodynamisch bewirtschaftet worden. Das Ergebnis ist nach Prof. Mäder, Leiter der Fachgruppe Bodenökologie am Forschungsinstitut für biologischen Landbau, eindeutig: 'Der biodynamisch-anthroposophisch behandelte Boden ist mit Abstand am aktivsten'. Die Parzelle wird mit Mistkompost gedüngt, der mit Kräutern und biodynamischen Präparaten vermischt ist: Rindergekröse wird mit Kräutern angereichert, Schafgarbe in Hirschblasen eingeschlossen, Dung in Kuhhörnern über Winter eingegraben, Bergkristall fein vermahlen zur Förderung der Fotosynthese. Außerdem werden Mondphasen und Sternkonstellationen berücksichtigt.
Die biologische Aktivität der biodynamischen Parzelle ist in Bezug auf Kleinstlebewesen, Bakterien und Pilzen doppelt so hoch wie das ökologisch oder biologisch behandelte Nachbarfeld und die Aktivität beider Felder deutlich besser als die konventionell behandelte Fläche. Der Energieaufwand war um 20% geringer. Der Ertrag der Biofelder war allerdings 20% geringer.
Von den rund 11 Milliarden Hektar Ackerland in der Welt sind 17% durch Abholzung, falsche Bewässerung, Düngermangel, Überweidung ganz oder fast ganz unbrauchbar geworden, z.B. in China und USA.
Siehe auch Mykorrhiza.