Neozoen

Neozoen.

Als Neophyten gelten alle Pflanzen, die nach 1492 (Entdeckung Amerikas) nach Mitteleuropa gelangt sind. Das sind etwa 12.000 Pflanzen, sie haben sich aber nur zu etwa 3% hier halten können, und davon sind nur etwa 100 Pflanzen so 'eingebürgert', dass sie oft als Teil unserer Flora angesehen werden. Die anderen werden naturnah angebaut und bedürfen menschlichen Zutuns.

Die meisten Neophyten, etwa 60%, sind unbeabsichtigt eingebürgert worden, 35% sind aus gärtnerischen Kulturen ausgebrochen und nur 5% haben es aus eigener Kraft geschafft. Erheblich beigetragen zur weltweiten Verbreitung der Neozoen hat die Entdeckung Amerikas, der Welthandel, die Eröffnung des Suezkanals 1870 und die Verschleppung durch Schiffe (Ballastwasser, Anhaften am Schiffskörper).

Schwarze Liste der Neophyten und Neozoen, Schweiz: www.cps-skew.ch/deutsch/schwarze_liste.htm.

 

Etwa 1.000 fremde Tierarten sind bis jetzt in Deutschland festgestellt worden. 250 gelten davon als etabliert, sie sind bei uns heimisch geworden. Von letzteren gelten einige als invasiv, d.h., sie verbreiten sich schnell und sind bedenklich in ökologischer, ökonomischer oder gesundheitlicher Hinsicht.

Nachstehend einige Neozoen:

1) Ochsenfrosch (Rana catesbeiana): Er breitet sich schnell aus und kann zu einem Problem werden, da er alle hier heimischen Amphibien auffrisst. Außerdem frisst er Fische, Regenwürmer, Schnecken und sogar seine Artgenossen. In Amerika hat er Fressfeinde wie Bussarde, Graureiher, Marder und Wasserschlangen. Ein Weibchen legt ca. 20.000 Eier, er verbreitet sich dadurch explosionsartig. In Deutschland untersteht er immer noch dem Artenschutz.

2) Waschbär (Procyon lotor): Er hat sich besonders im Kasseler Raum etabliert und ist zu einer Landplage geworden.

3) Spanische Wegschnecke oder Kapuzinerschnecke (Arion lusitanicus): Sie sieht wie die heimische rote Wegschnecke aus; sie sondert einen aggressiven Schleim ab, der sie vor tierischen Fressfeinden schützt, und sie ist zäher, außerdem robuster, weniger empfindlich gegenüber Trockenheit und Licht. Sie frisst große Mengen Grünzeug, aber auch Hunde- und Vogeldreck.

4) Weiße Fliege (Trialeurodes vapoarirorum) ist deit 1848 eingebürgert. Sie kann auf 249 Pflanzengattungen existieren. Sie entzieht den Pflanzen Nährstoffe, die dadurch geschädigt werden bis zum Absterben, und scheidet Honigtau aus, auf dem sich Schwärzepilze ansiedeln. Die Schlupfwespe Encarsia formosa wurde 80 Jahre nach der weißen Fliege erstmals in Europa gesichtet. Inzwischen wird sie auch gewerblich gezüchtet zur Bekämpfung der weißen Fliege.

5) Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata): Er wurde erstmals 1874 in einem Bremer Güterschuppen entdeckt. 1935 hatte er sich schon in ganz Frankreich ausgebreitet. 1948 wurde er erstmals an der Oder gesichtet. Die Ernteverluste betrugen bis zu 20%.

6) Dreiecksmuschel (Dreissena polymorpha): Sie ist über das Schwarze Meer - Donaukanal bis zum Rhein vorgedrungen (1976). Sie reinigt das Wasser und ist auch für Enten eine eiweißreiche Nahrung. Überhaupt halten sich im Rheineinzugsgebiet etwa 80 Arten auf, die als etabliert gelten.

7) Weitere Neozoen sind Fasane, Mufflons, die gern Jungpflanzen im Wald abfressen, die Bisamratte, die Röhricht vernichtet, die Regenbogenforelle, die unsere einheimische Bachforelle verdrängt, der Graskarpfen, der verkrautete Teiche abweiden sollte, es aber so gründlich tat, dass kein Halm mehr für Fischlaich übrig blieb. Ganz neu gefährdet der Maiswurzelbohrer die Maisernte in Europa, und die Kastanien-Miniermotte die weiß blühenden Kastanienbäume. Der internationale Schiffsverkehr entsorgt sein Ballastwasser in Küstennähe und entlässt damit auch die darin schwimmenden Meerestiere, die in anderen Klimazonen aufgewachsen sind, in die Nordsee. Als einer der gefährlichsten blinden Passagiere gilt die Schiffsbohrmuschel, die unsere hölzernen Küstenschutzanlagen zerstört.